Wichtige Informationen rund um Räder + Reifen
Kaum ein anderes Autoteil bedarf unter Sicherheitsaspekten so viel Aufmerksamkeit wie die Reifen. Denn nach wie vor führt mangelnde Reifenwartung die Hitliste der Pannenverursacher im Straßenverkehr an. Jedes Jahr versagen etwa 3 Millionen Reifen vorzeitig ihren Dienst (Quelle BRV, Verbraucher-Infos). Von den 4.402 Unfällen wegen technischer Mängel 2005 gingen 1.233 auf das Konto mangelhafter Reifen, "nur" 784 Unfälle passierten wegen mangelhafter Bremsen (Quelle: Statistisches Bundesamt 2006, Stand: 13. Juli 2006).
Wie Sie Ihre Reifen richtig warten und woran Sie merken, dass es Zeit für ein paar neue wird, erfahren Sie hier. Bitte bedenken Sie: Es geht weniger um die Fahrtüchtigkeit Ihres Wagens, in erster Linie geht es um Ihre Sicherheit.
Seien Sie nicht zu abgefahren!
Profiltiefe
Abgefahrene Reifenprofile werden mit brenzligen Verkehrssituationen, insbesondere aber mit Nässe, Glätte oder Schneematsch nicht mehr fertig. Abnutzungsindikatoren in den Längsrillen der Reifen alarmieren den Fahrer. Sie erscheinen dort als Querstege, wenn das Profil auf 1,6 mm geschrumpft ist. Sie sollten aber nicht so lange warten, sondern um der Sicherheit willen die Reifen Ihres Autos schon etwas früher wechseln.
Bereits bei einer Profiltiefe von 4 mm nimmt die Haftung des Reifens, insbesondere der Breitreifen, bei Nässe deutlich ab. Die Reifen können den Kontakt zur Straße verlieren, das Fahrzeug lässt sich nicht mehr lenken und bremsen. Deshalb sollten die Reifen nicht bis auf die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 mm abgefahren werden. Je nach Breite sollten Sommerreifen spätestens bei 2 mm, Winterreifen bereits bei 4 mm Restprofiltiefe erneuert werden. Bei Breitreifen sollten 3 mm als Untergrenze gelten.
Eine Autofahrer, der seine Reifen bis zur zugelassenen Verschleißgrenze abfährt, handelt zwar nicht gesetzeswidrig, riskiert aber seinen Versicherungsschutz. In einem solchen Fall, so befand das Landgericht Itzehoe, gilt ein Unfall auf regennasser Fahrnbahn als "grob fahrlässig herbeigeführt" (Quelle: BRV, Verbraucher-Infos).
Erhalten Sie die Spannung aufrecht!
Luftdruck
Wenn Ihnen die Puste ausgeht, machen Sie schlapp. Das gleiche gilt für Reifen: Fehlt der richtige Luftdruck, fehlt auch der Kontakt zur Straße. Zu niedriger Luftdruck führt zu einer starken Erwärmung des Reifens und damit zu der Gefahr eines Reifenschadens. Außerdem fördert zu niedriger Luftdruck den Verschleiß, verursacht höheren Kraftstoffverbrauch und beeinträchtigt die Fahrstabilität. Schauen Sie regelmäßig nach Ihren Reifen und überprüfen Sie an der Tankstelle den Luftdruck. Er steht in der Betriebsanleitung. Dabei liegt die Betonung auf dem Wort "regelmäßig", also etwa einmal im Monat oder noch besser alle 14 Tage. Wenn man bereits deutlich sieht, dass Luft fehlt, hat man zu lange gewartet.
Der Luftdruck muss immer in kaltem Zustand der Reifen geprüft werden - nach einer langen Fahrt mit hoher Geschwindigkeit wären die Angaben nicht korrekt. Denken Sie aber daran, dass er je nach Auslastung, Geschwindigkleit und Reifentyp unterschiedlich sein kann. Fragen Sie im Zweifelsfall einen Fachmann. Schrauben Sie die Ventilkappen fest auf. Ersetzen Sie die verlorengegangenen Kappen sofort, sonst werden die Ventile leicht undicht. Überprüfen Sie Gummiventile auf Beschädigung am Ventilsitz.
Vergessen Sie das Reserverad nicht. Auch hier muss der Luftdruck von Zeit zu Zeit geprüft werden, sonst gibt es bei einer Panne eine ärgerliche Überraschung. Grundsätzlich sollte man in den Reservereifen ca. 0,5 bar mehr Luft einfüllen.
Prüfen Sie auch die äußere Verfassung
Reifenschäden
Moderne Reifen sind zwar als High-Tech-Produkte belastbar, aber sie sind natürlich nicht gegen im Gebrauch zugefügte Beschädigungen gefeit wie zum Beispiel durch unsachgemäßes Überfahren von Bordsteinkanten. Es kommt dann leicht zu schleichendem Luftverlust, zum Anrosten der Stahldrähte im Gürtel oder gar zum Ablösen der Lauffläche. Und das ist vor allem bei hohen Geschwindigkeiten gefährlich.
Deshalb sollten Sie sich die Mühe machen, Ihre Reifen von Zeit zu Zeit genau anzusehen oder durch einen Fachmann ansehen zu lassen. Verdächtige Zeichen sind Schnitte, Risse, Beulen oder herausgebrochene Profilstücke. Natürlich auch eingedrungene Fremdkörper wie etwa Nägel. Denken Sie bei der Kontrolle auch daran, dass der Reifen eine Innenseite hat, die Sie selbst so gut wie nicht inspizieren können. Fragen Sie lieber den Reifenfachmann, der Ihnen sagen kann, ob ein sofortiger Austausch notwendig ist oder nicht. Sehr häufig kann man unregelmäßige Abnutzung der Laufflächen beobachten. Das ist immer ein Alarmsignal. Die Ursachen dafür liegen meist beim Fahrwerk oder bei der Lenkung. Aber auch die Bremsen oder eine Unwucht des Rades können eine solche Erscheinung auslösen. Führen Sie Ihren Wagen in solchen Fällen sofort einem Fachmann vor. Wird nämlich die Ursache nicht festgestellt und behoben, sind auch die neuen Reifen schon bald wieder kaputt.
Sorgen Sie dafür, dass nichts unter die Räder kommt!
Reifenlagerung
Werden Reifen achtlos in irgendeiner Ecke abgestellt, kann das ihr vorzeitiges »Aus« bedeuten.
Richtig machen Sie es so: Markieren Sie vor dem Abnehmen der Reifen die Laufrichtung und die Position:
- VR = vorne rechts,
- VL = vorne links,
- HR = hinten rechts,
- HL = hinten links.
Entfernen Sie Splittreste aus den Profilrillen und wählen Sie einen trockenen, kühlen und dunklen Lagerraum. Gummi altert durch Wärme, Feuchtigkeit und bei Sonneneinstrahlung stärker und wird durch viele Lösungsmittel angegriffen. Benzin, Öl, Fett oder Chemikalien sind daher Gift für die Reifen.
Reifen auf Felgen liegend stapeln - am besten auf einer flachen Holzpalette. Reifen ohne Felgen senkrecht stellen und von Zeit zu Zeit drehen.
Fahren Sie keinen zu heißen Reifen
Geschwindigkeit
Fahren Sie nicht Ihre maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit, wenn Ihr Auto schwer beladen ist wie etwa bei einer Urlaubsreise mit zusätzlicher Last. Bleiben Sie daher gerade an heißen Tagen lieber einige Stundenkilometer darunter.
Nehmen Sie nichts auf die leichte Schulter!
Beladung
Maßhalten gilt nicht nur für die Geschwindigkeit, das gilt gleichermaßen für die Beladung. Natürlich braucht man im Urlaub viel Gepäck, natürlich erlaubt auch der Fahrzeugschein eine bestimmte höchstzulässige Belastung. Seien Sie aber trotzdem sensibel, und gehen Sie nicht in jedem Fall bis an die vorgeschriebenen Grenzen.
Ein überlastetes Auto verändert sein Fahrverhalten, bietet - wenn viel Gepäck auf dem Dach aufgetürmt wurde - dem gefährlichen Seitenwind eine größere Angriffsfläche und überfordert die Bremsen. Die Reifen sind beim Überladen die Leidtragenden. Bleiben Sie also unbedingt im Rahmen des zulässigen Gesamtgewichts. Denken Sie daran, daß man sich leicht verschätzt und wiegen Sie notfalls Ihre Zuladung ab. Rechnen Sie auch einen eventuellen Dachgepäckträger mit ein.
Selbstverständlich gilt das alles für einen Caravan genauso wie für eine Limousine.
Legen Sie sich keine Steine in den Weg!
Einparken
Moderne Reifen halten eine Menge aus, aber eben doch nicht alles. Der Bordstein ist der Feind Nr. 1 Ihrer Reifen. Harte Kontakte mit ihm schädigen die Reifenstruktur und schaffen die Voraussetzungen für spätere Laufflächenablösungen oder gar für die gefürchteten Reifenplatzer. Wem das irgendwann einmal auf der Autobahn bei hoher Geschwindigkeit passiert ist, wird sich künftig sicher gerne an zwei einfache Regeln im Umgang mit Bordsteinen halten.
1. Beim Einparken lieber noch ein oder zweimal nachkorrigieren als mit der Reifenflanke am Bordstein entlang schrammen.
2. Wenn ein Bordstein oder eine Schwelle überrollt werden muss, dann nur ganz langsam und möglichst rechtwinkelig.
Machen Sie rechtzeitig Schluss!
Reifenalter
Für jeden Reifen gilt: Seine Lebensdauer ist nach etwa 10 Jahren zu Ende. Selbst wenn er noch tadellos aussieht oder kaum benutzt wurde. Warum? Weil die Gummimischung mit der Zeit altert und damit einen Teil ihrer Fähigkeiten verliert.
Hohe Temperaturen und Sonnenlicht beschleunigen zusätzlich den Alterungsprozess. Vor allem im Sommer und in südlichen Ländern ist es daher sinnvoll, die Reifen von länger abgestellten Autos und Caravans durch Abdecken zu schützen. Nach schnellen Autobahnfahrten empfiehlt sich eine Wärmeprobe. Ist der Reifen in Ordnung, wird er höchstens gut handwarm sein. Fühlt er sich dagegen überhitzt an, müssen Sie unbedingt den Grund dafür feststellen. Entweder ist hier der Luftdruck zu niedrig, oder eine schleichende Zerstörung von Gürtel und Unterbau kündigt sich an.
Machen Sie sich folgendes zur Regel:
- Benutzen Sie keine Reifen, die älter als 10 Jahre sind.
- Ersetzen Sie Reifen für Wohnwagen und nicht dauernd benutzte Reifen nach 6 bis 8 Jahren.
- Verwenden Sie Reservereifen, die älter als 6 Jahre sind, nur noch im Notfall.
Gehen Sie auf Nummer sicher!
Reifenkennzeichnung
Um beim Reifenwechsel sicher zu gehen, sollten Sie wissen, was die geheimnisvollen Zahlen an der Flanke bedeuten.
Doch zunächst einmal: Welche Reifen überhaupt an Ihrem Auto verwendet werden dürfen, entnehmen Sie Ihren Fahrzeugpapieren. Bei älteren Fahrzeugen stehen die Reifengrößen im Fahrzeugschein, Ziffer 20 bis 23 (eventuelle Zusatzerläuterungen unter Ziffer 33). Sofern die Maße und die Bauart der Reifen mit diesen Vorgaben übereinstimmen, sind auch Reifen einer höheren Geschwindigkeits- oder Tragfähigkeitsklasse erlaubt.
Bei neueren Fahrzeugen steht nurmehr eine Reifengröße unter Ziffer (15) in der sogenannten Zulassungsbescheinigung Teil I, die bisherigen Fahrzeugschein ersetzt. Welche weiteren Rad-/Reifenkombinationen zulässig sind, kann u.a. den Internetseiten der Fahrzeughersteller entnommen, bei Fachbetrieben hinterfragt oder dem COC (Certificate of Conformity = EWG ÜBereinstimmungsbescheinigung), der Datenbstätigung oder der Betriebserlaubnis entnommen werden. Um Probleme bei einer möglichen Fahrzeugkontrolle zu vermeiden, ist das Mitführen des entsprechenden Nachweises daher dringend zu empfehlen (Quelle: ADAC).
Hier ein Beispiel für die Bezeichnung von Reifen nach der neuen Europa-Norm:
195/65 R 14 89 H DOT 106
Die einzelnen Zahlen bedeuten:
195: Das ist die Breite des Reifens in mm.
65: Das Höhen-/Breitenverhältnis des Reifens.
R: Die Bauart »Radialreifen«.
14: Der Felgendurchmesser in Zoll.
89: Die Tragfähigkeit pro Reifen (hier 580 kg).
H: Die Geschwindigkeitsklasse (hier bis 210 km).
106: Das Herstellungsdatum (hier die 10. Woche des Jahres 1996). Das Datum kann auch gelegentlich an anderer Stelle stehen.
Fragen Sie vorsichtshalber Ihren Fachhändier oder den TUV, wenn Sie bei einem Reifenwechsel oder dem Umsteigen auf einen anderen Reifentyp Zweifel haben. Auch hier wieder drei grundsätzliche Empfehlungen:
Beim Reifenwechsel ist es immer richtig, den gesamten Satz auszutauschen.
Von einem Mix verschiedener Reifenprofile ist dringend abzuraten. Es kann sich dadurch ein unberechenbares Fahrverhalten ergeben. Ebenso sollten nicht Reifen mit unterschiedlichen Profiltiefen an der gleichen Achse montiert werden.
Mix verschiedener Bauarten (Diagonal- und Radialreifen) ist verboten!
Jetzt sollten Sie Ihre Reifen kühl betrachten!
Winterreifen
Wer in der kalten Jahreszeit bei jedem Wetter gut durchkommen will, muss auf Winterreifen umsteigen. Winterreifen erkennt man an der Bezeichnung "M+S" und/oder am Schneeflockensymbol (Alpine-Symbol). Besonders im Vergleich zu Hochgeschwindigkeits-Reifen und Sommer-Breitreifen bringen sie deutlich mehr Sicherheit auf Schnee und Eis.
In Deutschland gilt seit 2010 die situative Winterreifenpflicht, d. h. bei winterlichen Straßenverhältnissen dürfen nur für den Winterbetrieb zugelassene Reifen verwendet werden. Alle bis zum 31. Dezember 2017 produzierten Reifen, die mit „M+S“/„M&S“/„M.S.“ gekennzeichnet sind, gelten in Deutschland noch bis zum 30. September 2024 als Winterreifen. Alle ab dem 01. Januar 2018 produzierten Reifen müssen mit dem Schneeflockensymbol (Alpine-Symbol / 3PMSF-Symbol) ausgestattet sein, damit sie in Deutschland für den Einsatz bei winterlichen Straßenverhältnissen zugelassen sind.
Experten ziehen die 7°C-Regel zu Rate: Fallen die Temperaturen im Tagesdurchschnitt auf unter 7 °C, verlieren Sommerreifen an Grip und Haftung. Völlig unabhängig von Schneefall sollte man daher auf Winterreifen umsteigen. Bei Verstößen gegen die Winterreifenpflicht können Bußgelder erhoben werden, bei Unfällen riskiert man den Kasko-Versicherungsschutz.
Für die Montage der Winterreifen sind folgende Regeln wichtig: Montieren Sie Winterreifen auf alle vier Räder und nicht nur auf eine Achse. Sie erleichtern sich das Leben und schonen Ihre Reifen, wenn Sie vier komplette Räder, also Felgen plus Reifen kaufen; das Aufziehen, Abnehmen und Lagern wird entscheidend vereinfacht. Nach jeder Montage sollten die Räder neu ausgewuchtet werden.
Wenn die Höchstgeschwindigkeit Ihrer Winterreifen unter der Höchstgeschwindigkeit Ihres Autos liegt, brauchen Sie einen Aufkleber im Blickfeld, damit Sie daran denken. Den Geschwindigkeitsaufkleber erhalten Sie hier als Download.
Den richtigen Luftdruck für Winterreifen finden Sie in der Bedienungsanleitung Ihres Fahrzeugs. Ansonsten ist ein um 0,2 bar erhöhter Luftdruck zu verwenden.
Näheres zum Thema Winterreifen und Höchstgeschwindigkeiten finden Sie hier.